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Internationaler Frauentag

Interview mit Gerlinde Kaltenbrunner

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8. MĂ€rz 2023

Gerlinde Kaltenbrunner ist eine der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen der Welt. Im Interview spricht die 52-JĂ€hrige ĂŒber weibliche Intuition, mentale Strategien – und wie sich die Erfahrungen am Berg im Alltag nutzen lassen.

Gerlinde Kaltenbrunner
Die Karriere von Gerlinde Kaltenbrunner als Höhenbergsteigerin begann frĂŒh. Schon im Alter von 23 Jahren stand die gelernte Krankenschwester auf dem Vorgipfel des Broad Peak (8027 m). Nach der Besteigung des Nanga Parbat im Jahr 2003, ihrem fĂŒnften Achttausender, verschrieb sich die Österreicherin ganz dem Profibergsteigen. Sie schaffte im August 2011 das KunststĂŒck, als erste Frau der Welt alle 14 Achttausender ohne zusĂ€tzlichen Flaschensauerstoff bestiegen zu haben. Heute tourt die 52-JĂ€hrige mit VortrĂ€gen und nimmt als Referentin an Yoga-Retreats fĂŒr Bergsportlerinnen und Bergsportler teil.
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Sie sind die erste Frau, die alle 14 Achttausender bezwungen hat. Bergsteigen ist eine Männerdomäne. Wie haben Sie diese Welt für sich erobert? 

Schritt für Schritt bin ich in die Welt der ganz hohen Berge eingetaucht. Es war kein Erobern oder Bezwingen, vielmehr ein Herantasten und Eintauchen in diese faszinierende Welt. Mit grosser Aufmerksamkeit und Achtsamkeit durfte ich bei meiner ersten Achttausender-Expedition für mich essenzielle Erfahrungen sammeln. So konnte ich meine Grenzen im Laufe der Expeditionsjahre ausdehnen.
 

Frauen verfügen über weniger Muskelmasse als Männer und gelten umgangssprachlich als das schwache Geschlecht. Wie sind Sie so stark geworden? 

Sie meinen: Warum ich mich am Berg so wohl fühle? Da spielen für mich sehr viele Faktoren zusammen. Ich liebe das Unterwegssein, bin begeistert von der Bergwelt, bin erstaunt von Sonnenauf- und Untergängen und im Laufe der Jahre habe ich meinen Körper trainiert und gefordert – aber nicht überfordert und ihn mit den bestmöglichen Lebensmitteln versorgt. Sehr früh habe ich auch bemerkt, dass eine gute Teamzusammenarbeit und eine hohe Konzentrations- und Wahrnehmungsfähigkeit essenziell für eine gesunde Rückkehr sind. 2003 begann ich zu meditieren, Atemübungen und Selbstreflexion runden meine Praxis ab. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich mein Leben auf allen Ebenen am Expeditionsleben ausgerichtet habe. Auch deshalb fühle ich mich in der Bergwelt zu Hause.
 

Ist die weibliche Intuition ein Vorteil am Berg? 

Für mich kann man Intuition nicht in männlich und weiblich einteilen. Meine stark wahrnehmbare Intuition ist mir sehr hilfreich – auch im täglichen Leben – und ich kenne auch einige männliche Kollegen, die ebenfalls stark auf ihre Intuition vertrauen.

«Mein erstes großes Ziel war einmal einen Achttausender zu besteigen.»

Wie bereiten Sie sich mental auf eine Expedition vor?  

Tägliche Meditationspraxis, verschiedene Atemübungen und Visualisierung. Meine Basis aber ist, der tiefe Wunsch und die absolute Freude in dieser Welt unterwegs sein zu dürfen.
 

Mentale Stärke ergibt sich zuweilen aus einer klaren Zielsetzung.

Ja, ich habe jeweils eine ganz klare Zielvorstellung. So kann ich mein finales Ziel  – wieder gut und gesund mit den Teamkollegen im Basislager angekommen zu sein – visualisieren und dieses Ergebnis auch wirklich fühlen, was für mich sehr wichtig ist. In dieser Visualisierung spüre und erfahre ich erhebende Augenblicke und auch herausfordernde Momente, die ich im Geiste gut lösen kann. Die Selbstreflexion spielt dabei ebenfalls eine grosse Rolle – etwa die Frage: Ist es mir möglich, mit den mir vorhandenen Ressourcen mein gestecktes Ziel zu erreichen? 
 

Wie haben sich Ihre Ziele im Verlauf der Zeit verändert?

Mein erstes grosses Ziel war, einmal einen Achttausender zu besteigen. Nach dem neunten entstand dann das grosse Vorhaben, einmal auf allen 14 Achttausendern ohne Flaschensauerstoff und ohne Hilfe von Hochträgern gestanden sein zu dürfen. Schon in jener Zeit tauchte die Frage auf, was das alles für einen Sinn hat. Was ist eigentlich mein Anliegen hinter dem grossen Ziel alle Achttausender zu besteigen. Durch meine Vorträge kann ich den Menschen in Nepal und Pakistan etwas zurückgeben. Denn die damit verbundene Öffentlichkeit unterstützt Hilfs- und Schulbauprojekte vor Ort. Weiter kann ich durch mein Tun andere dazu inspirieren, die eigenen Ziele und Wünsche anzugehen und sich auf die eigenen Fähigkeiten zu besinnnen. Als ich dieses Anliegen für mich gefunden hatte, spürte ich noch mehr Erfüllung für mein Tun. 

«Ich liebe das Unterwegssein, bin begeistert von der Bergwelt.»
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Wie profitieren Sie in schwierigen Situationen am Berg von dieser Vorbereitung? Was geht da in Ihrem Kopf konkret ab – etwa wenn die Angst kommt? 

Ruhig und gelassen bleiben – selbst in schier ausweglosen Situationen – und mir selbst bewusst machen, dass Angst keine Lösung, sondern ein Problemverstärker ist.
Grundsätzlich vertraue ich ins Leben. Einer meiner Leitsätze ist: Das Leben ist immer für mich – und nie gegen mich. 

 

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie keine Kraft mehr haben?

Ich versuche immer so unterwegs zu sein, dass ich genügend Kraftreserven habe, um auch wieder gut nach unten zu kommen. Ich bin sehr dankbar, dass dies bisher auch immer so war (lacht). Auch setze ich mein Mantra ein, dass ich oft über Stunden im Kopf habe. Dieses lautet: «Ich habe Kraft, Energie, Erfolg ich bin gesund und dankbar.» Das sage ich mir nicht nur, sondern ich spüre diese Kraft, diese Energie, den Erfolg, meine Gesundheit und die Dankbarkeit.


Können Sie diese mentalen Strategien auch in schwierigen Situationen im Alltag anwenden? 

Generell bin ich überzeugt vom karmischen Gesetz, also vom Gesetz von Ursache und Wirkung. Zu wissen, dass ich alles, was ich säe und in der Vergangenheit gesät habe, auch ernte, lässt mich auf jeden Fall für alles Verantwortung übernehmen, was mir widerfährt und auf mich zukommt. Wie schon gesagt: Das Leben ist grundsätzlich immer für uns und nie gegen uns. Ich gebe immer mein Bestes. Und wenn etwas nicht nach meinen Vorstellungen verläuft, hat es trotzdem immer einen tieferen Sinn. Davon bin ich überzeugt, und dies hat sich schon viele Male bestätigt. Zudem bin ich nicht an meinen Erfolgen gewachsen, sondern an den schwierigen Situationen und vielen Herausforderungen. 

«Ja, wir Athleten dĂŒrfen unsere Erfahrungen und Ideen einbringen, die dann bestmöglich in der Produktion BerĂŒcksichtigung finden.»

Was raten Sie Frauen in schwierigen privaten oder beruflichen Situationen?

Auf die eigenen Fähigkeiten und die innere Weisheit, die sicher in jedem Menschen steckt, zu vertrauen. Sich bewusst machen, dass man nur die Aufgaben vom Leben bekommt, deren man auch gewachsen ist. Dazu fällt mir eines meiner Lieblingszitate von Vaclav Havel ein: «Hoffnung ist nicht die Überzeugung, das etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass es Sinn macht, egal wie es ausgeht.» 
 

Sind Frauen vielleicht mental sogar stärker als Männer?

Es gibt, so vermute ich, sowohl viele mental starke Frauen wie auch Männer. 

Frauen sind gleich, aber anders. Wir frieren schneller als Männer und können auch nicht einfach den Hosenschlitz öffnen, wenn wir mal müssen. Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um?

Auch hier kann ich nicht pauschal behaupten, dass Frauen schneller frieren als Männer. Ich kenne viele Kollegen, bei denen das andersrum ist (lacht). Und zum Toilettengang ist zu sagen: Diese Herausforderung gehört einfach mit dazu. Mit der optimalen Wäsche, etwa Zip am Daunenanzug vom Bauch bis zum Lendenwirbelbereich, ist es möglich, auch diese gut zu meistern. 

Können Sie bei Ihrem Ausrüster Schöffel auch in der Produktentwicklung mitreden?

Ja, wir Athleten dürfen unsere Erfahrungen und Ideen einbringen, die dann bestmöglich in der Produktion Berücksichtigung finden. Mittlerweile wird auf die besonderen Wünsche und Anforderungen von Frauen grosse Rücksicht genommen.
 
Welche Tipps können Sie Hobbyberggängerinnen bezüglich Verhalten und Ausrüstung mitgeben?
Die Touren so auswählen, dass sie tatsächlich mit den persönlichen Fähigkeiten und Kondition übereinstimmen. Und besonders bei Mehrtagestouren nur die wirklich notwendigen Ausrüstungsteile (nicht zu viel und nicht zu wenig) mitnehmen. 


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